Wir werden als Kinder sehr darauf trainiert, Dinge zu tun, die von außen vorgegeben werden: von unseren Eltern, von den Lehrern in der Schule, von der Gemeinschaft, in der wir leben. Während der gesamten Zeit des Aufwachsens, vor allem aber während der Schulzeit, werden wir zum Großteil „fremdbestimmt“ und dürfen unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen nicht nachgehen – oder zumindest nicht in der Weise, wie wir uns das vorstellen oder zu der Zeit und mit der Zeit, die wir uns als Kinder wünschen.
Nun gibt es tatsächlich Anforderungen, die der sog. „Alltag“ an uns als Kinder stellt, die unsere Eltern nicht völlig außen vor lassen können: (gesundes) Essen, (genug) schlafen, Zähneputzen, Spielsachen aufräumen... Es gibt einen gewissen Rahmen für unsere Selbstbestimmtheit als Kinder. – Was durchaus sinnvoll ist, denn als Kinder leben wir sehr im Hier und Jetzt und überblicken einfach noch nicht die Komplexität der Folgen unseres Handelns.
Bedenkenswert ist allerdings folgendes: Gerade in der Schule werden Kinder dazu erzogen, Dinge zu tun und zu lernen, die sie (zumindest zu dieser speziellen Zeit) nicht interessieren und dürfen sich nicht mit den Inhalten beschäftigen, für die sie gerade sehr wohl Interessen haben. Es ist also so, dass die Bedürfnisse der Kinder nur eben gerade jetzt nicht zum Lehrplan passen – und anstatt den Lehrplan an die Kinder anzupassen, werden die Kinder in den Lehrplan gezwungen.
Es gibt schon viele Eltern-Initiativen, die bemüht sind, hier neue Wege zu gehen und das ist wundervoll! Worauf ich den Blick lenken möchte, ist folgendes:
Wir haben gelernt, unsere eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken und uns an Vorgaben anderer anzupassen. Wenn wir das gemacht haben, wurden wir „gelobt“ (gut benotet), wenn nicht, wurden wir bestraft. Anpassung war unsere wahre Leistung, Anerkennung in der Gemeinschaft unser Lohn.
So haben wir gelernt, unsere eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, und uns den Vorstellungen anderer unterzuordnen. Die Folge davon ist, dass wir später im Leben, wenn es diese klaren Vorgaben und Benotungen (=Belohnungen) nicht mehr gibt, unglücklich werden, weil wir nicht mehr wissen, was wir tun sollen. Wenn es niemanden „von oben“ gibt, der uns für unsere Arbeit „belohnt“, werden wir unsicher. Weil wir nicht gelernt haben, das zu tun, was aus unserem eigenen Inneren kommt, was uns selbst Freude macht. Wir haben gelernt, dass Arbeit keine Freude macht und wenn wir dann auch keine sonstige Anerkennung bekommen (Geld tröstet nur kurz), dann gehen wir leer aus.
Wir haben aber gelernt, funktionieren zu müssen. „Du musst das, du musst dies, du musst... das ist die einzige Art, wie das Leben gut funktioniert, das ist die einzige Art, wie du das tun darfst, du darfst nicht....“. Das ist ein Teil der Ursachen für Depression und Burnout. Wir wissen nicht mehr, wem wir im Außen gerecht werden sollen, um wieder Belohnung zu bekommen, Anerkennung, das Gefühl, wertvoll zu sein.
Und dann beginnt mit der Depression, dem Burnout, der sog. Midlife-Krise... der mühsame Weg zurück: wieder lernen, wer man selbst ist, lernen, auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu hören, die eigenen „wahren“ Fähigkeiten entdecken, zu tun, was uns glücklich macht, den Seelenplan und die Berufung zu finden, unabhängig werden von der Meinung anderer...
Dieser Weg zurück in die Natürlichkeit unseres Wesens – zu dem, was wir als Kinder noch hatten: Dass wir mit Freude gemacht haben, wozu wir inspiriert waren, dass wir neugierig und mit echtem Interesse gelernt haben, dass das Glück (in Freiheit unseren Wünschen nachzugehen) unser „Lohn“ war.